Sozial

Klimabewegung – wie das Sunrise Movement Dampf macht für die Klimarevolution

Klimawandel, war da was? Die Coronakrise hat die Klimakrise zurzeit größtenteils aus den Nachrichten verdrängt, damit ist das Thema aber keineswegs gelöst. Die Klimabewegung Fridays for Future rief gerade zum neuen globalen Klimastreik am 19.03.2021 auf und die Aktivisten von Extinction Rebellion bemühen sich, mit neuen, radikaleren Wegen Einfluss auf die Klimadebatte zu nehmen. In den USA formiert sich seit einigen Jahren eine Schwesterbewegung: das Sunrise Movement. Was können wir hier von der Klimabewegung lernen?

Das Sunrise Movement (>) ist eine US-amerikanische Graswurzelbewegung, die sich für politische Lösungen der Klimakrise einsetzt. Die Sunrise-Mitglieder gehen nicht nur auf die Straße zum Demonstrieren, sondern verbreiten ihre Botschaft sogar von Tür zu Tür. Die meisten Mitglieder sind wie bei den Fridays for Future-Demonstrationen jünger als dreißig Jahre.

Radikale Klimabewegung setzt auf Einfluss in der Politik

Obwohl die Methoden der Sunrise-Aktivisten friedlich, aber radikal sind, setzen sie ganz gezielt auf Einflussnahme in der Politik. Die Sunrise-Bewegung setzt sich für einen „ Green New Deal“ ein und führt regelmäßig Kampagnen für Politiker, die eine grünere Politik vertreten. Für die US-Präsidentschaftswahlen 2020 unterstützte sie ursprünglich den linken Kandidaten Bernie Sanders. Zusammen mit der gefeierten linken Demokratin „AOC“ (Alexandria Ocasio-Cortez) organisierten Sunrise-Aktivisten ein Sit-in vor dem Büro von Demokraten-Führerin und Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi. Dem gewählten Präsidenten Joe Biden überreichten die Sunrise-Aktivisten ein umfassendes Klimamandat und empfehlen der US-Regierung damit, sich auf die Umkehrung des Klimawandels und die ökologische Wende als nationales Projekt zu konzentrieren.

Sunrise Movement - Sit Inn Aktion im Office von Nancy Pelosi

(c) Bilder via Sunrise Movement (Sit In bei Nancy Pelosi 2018) – Fotos von: Corien Dijsselbloem, Hailey Asquin, Rachael Warriner

Sunrise Movement: Sit-ins und Wide Awakes gegen die Klimakrise

Die Klima-Organisation richtet sich gezielt auch an Führungskräfte, die fossile Brennstoffe einsetzen oder für umstrittene Energiegewinnungsmethoden wie „Fracking“ verantwortlich sind. Sie organisieren Sit-ins vor den Arbeitssitzen von Entscheidungsträgern. Sie klappern an den Türen jedes Politikers, der nichts unternimmt. Die Aktionen sind gewaltfrei, dennoch auch beharrlich und bei den Aktionen kommt es regelmäßig zu Festnahmen der zum Teil minderjährigen Aktivisten. „Unsere Generation ist fertig damit, nett zu fragen“, heißt es plakativ auf der Website der Organisation.

Inspiriert wurden diese Taktiken von den Wide Awakes, Aktionen einer Jugendbewegung für die Abschaffung der Sklaverei aus dem 19. Jahrhundert. Auch damals versammelten sich Jugendliche vor den Türen der Politiker und schrien und sangen, bis sie gehört wurden. Jetzt ist die Botschaft eine andere: der Schrei, die Klimakrise ernst zu nehmen – jedoch mit gleichviel Dringlichkeit.

Einsatz für den Green New Deal

Die Organisation setzt sich besonders für den „Green New Deal“ ein: einen umfassenden Plan, um dem Klimawandel entgegenzutreten und für eine ökologische Wende: weg von der fossilen Industriegesellschaft, hin zu einer grünen Wirtschaft. Der Green New Deal soll außerdem neue Arbeitsplätze schaffen und zu einer gerechteren Verteilung führen.

Der Fokus der Gruppe liegt darauf, Druck auf Regierungsebene auszuüben. Ebenso geht es darum, auf lokaler, städtischer und regionaler Ebene Gesetze in Übereinstimmung mit dem Green New Deal durchzusetzen. Das Prinzip der Graswurzelbewegung ist dabei ihre Kraft: die Botschaft der jungen Mitglieder verbreitet sich durch Klassenzimmer, Kirchen und Gemeinden.

(c) Bilder via Sunrise Movement (Bilder ohne Masken sind von vor Corona!) – Fotos von: Ad Naka, Josh Yoder, Nikkia Hall, Hailey Asquin, Izzy Harrison

Junge Wähler verhalfen Joe Biden zum Wahlsieg

Bei den US-Präsidentschaftswahlen hat die Sunrise-Bewegung sich stark dafür eingesetzt, junge Wähler an die Wahlurnen zu bewegen. Die Aktivisten kontaktierten Millionen junge Wähler persönlich, nutzten geschickt die Möglichkeiten der sozialen Medien und schickten auch ganz klassisch fast eine Million Postkarten an ihre Mitwähler. Das ungewohnt hohe Aufkommen von jungen Wählern in den Swing States war ein entscheidender Faktor für den Wahlsieg von Joe Biden und Kamala Harris.

Auch wenn auf Regierungsebene jetzt erst mal ein anderer Wind weht, bedeutet das keineswegs, dass die Klimabewegung ihre Ziele erreicht hat. Die Bewegung möchte weiterhin Druck machen, dass den Versprechungen auch Taten folgen. Nicht nur der Green New Deal, sondern auch ein damit verbundener besserer Naturschutz, insbesondere der Public Lands, wie im Patagiona-Film Public Trust dargestellt, ist dabei ein wichtiges Anliegen.

Sunrise Movement: Wir sind die Klima-Revolution

Die beharrlichen, aber gewaltlosen Taktiken der Sunrise-Bewegung sind ähnlich radikal wie die der Extinction Rebellion-Bewegung in Europa. Wo Extinction Rebellion eine sinnbildliche, an Performancekunst anlehnende Aktionssprache wählt, setzt die Sunrise-Bewegung auf die direkte Ansprache an Politiker und die Einflussnahme auf Gesetzgebung und Wahlen. Mit ihrer politischen Einflussnahme steht sie tatsächlich der Fridays for Future-Bewegung etwas näher.

Dass das Sunrise Movement eine noch sehr junge Organisation mit nur einigen tausenden Aktivisten ohne formelle Mitgliedschaft ist, die in kurzer Zeit so viel Einfluss nimmt, ist durchaus beachtlich. Mit Hinblick auf die diesjährigen Bundestagswahlen könnten die Klima-Aktivisten in Deutschland sich dabei sicherlich noch so einiges von den Sunrise Movement abgucken.

(c) Bilder via Sunrise Movement – Foto von: Kell Schneider

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